Was ist eigentlich ein
‚Erzählter Fall‘?
Stellen Sie sich eine Gerichtsszene vor, in der ein ‚Fall‘ verhandelt wird. Dazu gehören Gutachten, Aussagen von Opfern und Klägern, Berichte von Augenzeugen, Stellungnahmen von Anwälten. Richter erzählen den Fall dann noch einmal nach, interpretieren seine Bedeutung, fassen zusammen, analysieren, interpretieren und ziehen dann einen Schluss, der zu einem Urteil führt. Das Ereignis, um das es hier geht, wird zum Auslöser für eine große Anzahl von gesprochenen und später auch aufgeschriebenen Texten, die dann alle zusammen das ausmachen, was wir einen Fall nennen.
Fälle bestehen so gesehen aus einem Gewebe von Erzählungen, die sich zu Konfliktfällen entwickeln können, oder auch zu Problemfällen, die für den einen oder anderen zur Falle werden, in die er fällt. Manchmal gibt es Zufälle, die im Idealfall zur Lösung des Kriminalfalles führen (obwohl der Zufall immer auch ein Problemfall eines gut erzählten Falles sein kann).
Sie sehen, es gibt viele Varianten des Falls. Erst all diese Varianten und erst alle Erzähler zusammen machen den Fall zum erzählten Fall, zum Fall, über den man sprechen, diskutieren, streiten oder auch sich einig werden kann. Der Fall, von dem man spricht, ist also immer eine Erzählung und damit gleichzeitig eine Dichtungsform …
… und egal, wie Sie dazu stehen: Am Krimi kommt niemand vorbei – auch Sie nicht!
(Nach-)Erzählte Fälle füllen Kinosäle, Theaterbühnen und Buchhandlungen, sie inspirieren große Komponisten zu opulenten Werken, spannende Fälle bevölkern unsere Phantasie, Leichen tauchen, vermittelt durch die freundliche Unterstützung kompetenter Medien, Tag für Tag in unseren Wohnzimmern auf, und es gibt wohl niemanden unter uns, der trotz des Bemühens, ein anständiger Mensch zu sein, nicht wenigstens über einige theoretische Grundkenntnisse unterschiedlicher Folter- und Tötungsarten verfügt und ganz natürlich auch die raffiniertesten Methoden der Fernsehkommissare mit Leichtigkeit durchschaut.
Die Profis unter den Erzählern, die Schriftsteller, haben die große Bedeutung des Falles als Dichtungsform erkannt. Sie sind es, die uns mit auf die Reise nehmen und uns auf künstlerische Weise Fälle nahe bringen. Ohne sie wären unsere Kinosäle, Theaterräume und Buchhandlungen ziemlich leer. Sie sind es, die sich die Beschäftigung mit Fällen zur Lebensaufgabe gemacht haben und sie zur Dichtung machen.
Dieser Dichtungsform möchten wir ein eigenes Forum widmen und veranstalten deshalb …
Worum geht es und für wen ist ‚Der erzählte Fall‘ interessant?
Lesen Sie leidenschaftlich gerne Krimis und freuen sich jedes Wochenende auf den neuen Tatort?
Oder regen Sie sich immer wieder darüber auf, dass es kaum noch Programme ohne Mord und Totschlag gibt?
Vielleicht haben Sie sogar selbst schon einmal den Wunsch verspürt, einen Fall zu erzählen, über den Sie gelesen oder gehört haben, der Sie ganz besonders berührt, aufregt, Ihre Aufmerksamkeit oder Ihren Unmut hervorruft? Oder Sie haben ganz einfach das dringende Bedürfnis, sich in einem öffentlichen Forum endlich einmal Gehör zu einem Thema zu verschaffen, das Ihnen auf der Seele brennt? Vielleicht möchten Sie aber auch nur hören, wie Experten aus ganz unterschiedlichen Bereichen zum Thema ‚erzählter Fall‘ denken und mit anderen Fallinteressenten über das Gehörte diskutieren?
Dazu haben Sie die Gelegenheit beim dritten
‚Festival des erzählten Falls‘
Wann: Freitag, 5.10.2018, um 18 Uhr
Mehr dazu erfahren Sie unter
Was Sie erwartet:
Das Festival ist in drei Abschnitte gegliedert:
1) Expertenforum:
Vier bekannte Schriftsteller diskutieren miteinander zum Thema. Mit ihrem jeweiligen Expertenwissen werden sie spezifische Aspekte des erzählten Falls darstellen können. Sie bilden im Anschluss die Jury, die den ‚Besten Fallerzähler 2018′ nominieren wird. Mehr zu den Autoren erfahren Sie hier.
2) Die Kandidatenrunde:
Hier sind Sie gefragt: Wir suchen fünf Personen, die ihren Fall vor Publikum erzählen und sich mit ihrer Erzählung um den Rang ‚Bester Fallerzähler 2018‘ bewerben möchten.
Jeder, der etwas erlebt hat, das ihn oder sie bewegt, ärgert, von dem er oder sie gehört oder das er oder sie gelesen hat und unbedingt loswerden möchte, ist eingeladen, das Festival aktiv mitzugestalten. Alles kann berichtet, vorgetragen oder in einen Poetry Slam verpackt werden, Hauptsache, es kann in sieben Minuten erzählt werden.
Wenn Sie mitmachen und Ihren Fall erzählen möchten, dann schreiben Sie einfach an:
der.erzaehlte.fall@gmx.de
Den Gewinner erwartet nicht nur der Titel ‚Bester Fallerzähler 2018‘, sondern auch ein attraktiver Hauptpreis.
3) Festival des erzählten Falls:
Die Jury wird sich über die Präsentationen der Fälle ein Urteil bilden, aus den fünf Fallerzählerinnen und -erzählern den ‚Besten Fallerzähler 2018‘ küren und ihm oder ihr einen Preis verleihen.
Das Publikum vergibt zudem einen eigenen Sympathiepreis. Anschließend feiern wir gemeinsam das
‚Festival des erzählten Falls‘
Der erzählte Fall ist eine Kooperation mit den Studiengängen der Buchwissenschaften der LMU.
Die Paten: ‚Der erzählte Fall‘ steht unter dem Schutz des Syndikats und ist kriminell unterwandert von den Mörderischen Schwestern.